(Südkurier Holger Kleinstück, 13.09.17) Für seine Verdienste um die Heimat ist Helmut Halbhuber aus Oberuhldingen in Karlsruhe mit der Heimatmedaille Baden-Württemberg ausgezeichnet worden. Die Übergabe der Heimatmedaillen, die Finanzstaatssekretärin Gisela Splett für zehn Personen vornahm, bildete den Auftakt der Landesfesttage im Rahmen der Heimattage Baden-Württemberg, die in der vorigen Woche von der Stadt Karlsruhe ausgerichtet worden waren.
Von seiner Ehrung hatte Halbhuber erstmals Mitte Juli vom Regierungspräsidium Karlsruhe erfahren, im August erfolgte eine entsprechende Benachrichtigung vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Am Mittwoch voriger Woche reiste der 69-Jährige mit seiner Frau Ida nach Karlsruhe, um dort zunächst eine Trachtenausstellung im Rahmen der Heimattage vorzubereiten, am Freitag folgte die Auszeichnung. Zuvor hatte Halbhuber an einer Altstadtführung teilgenommen, wobei er aber habe feststellen müssen, dass Karlsruhe als künstlich gegründete Residenzstadt keine Altstadt im üblichen Sinne aufzuweisen habe. „Ansonsten ist Karlsruhe sehr weitläufig und multikulturell“, sagt Halbhuber.
Der Begriff Heimat bedeutet dem ehemaligen Polizeioberkommissar sehr viel. „Denn damit lässt sich sehr viel Positives umschreiben wie etwa Geborgenheit, Zugehörigkeit, Liebe, Freude und Freunde“, sagt er. Die Bedeutung des Heimatbegriffes werde sehr schnell aus einem anderen Blickwinkel gesehen, sobald man sich weit von seiner Heimat entferne, so Halbhuber. Nicht einfach beantworten lässt es sich ihm zufolge, ob die Begriffe Heimat und Brauchtum in der heutigen Zeit noch eine Zukunft haben. Für einige bedeute der Begriff etwas Altes oder etwas Abgedroschenes. Helmut Halbhuber: „Von vielen wird der Begriff auch negativ belegt, da vor 1945 die Heimat und das Brauchtum missbräuchlich benutzt wurden.“ Sehr oft werde der Heimatbegriff heute lediglich zu kommerziellen Zwecken benutzt, beispielsweise im Musikbereich.
„Andere unserer Mitmenschen können mit dem Begriff aber auch positiv umgehen. Ich denke, es liegt an den Brauchtums- und Heimatpflegern, den Heimatbegriff positiv zu unterstützen“, sagt er. Halbhuber bedauert, dass junge Menschen der Heimatpflege eher ablehnend gegenüber stünden. „In meiner Schulzeit wurden wir noch durch Wald und Wiese geführt und es wurde uns unsere Heimat vor Augen geführt. Dann hat man auch gewusst, was in der Gegend des Wohnortes alles war. Heute wissen es unsere Kinder kaum oder gar nicht mehr. Das ist das, was mich bei der ganzen Sache etwas stört.“
Zur Person
Helmut Halbhuber wurde 1947 in der Niederlausitz (Sachsen) geboren und wuchs in Geisingen und Immendingen auf. Bis zu seiner Pensionierung 2007 war er seit 1976 in Meersburg und Überlingen als Wasserschutzpolizist tätig. Von 1984 bis 1990 war er stellvertretender, bis 2016 Vorsitzender der Trachtengruppe Uhldingen-Mühlhofen. Jahrelang war er im Bodensee Heimat-und Trachtenverband engagiert, von 1996 bis 2013 dessen Vorsitzender. Im Arbeitskreis Heimatpflege im Regierungsbezirk Tübingen ist er seit 1996 Mitglied, von 2000 bis 2013 war er Vorstandsmitglied als Sprecher im Beirat des Arbeitskreises. Von 1997 bis 2001 war Halbhuber Vorsitzender des Landesverbandes der Heimat– und Trachtenverbände, bis Frühjahr 2017 stellvertretender Vorsitzender. Auch an dem im Vorjahr erschienenen Buch „Trachtenvielfalt in Baden-Württemberg“ war er maßgeblich beteiligt. Er ist Mitglied der Narrengesellschaft Oberuhldingen, war von 1988 bis 2001 Elferrat und Narrenmutter, von 2001 bis 2006 Präsident.
Seit acht Jahren ist er im Brauchtumsausschuss des Alemannisch Närrischen Rings tätig. Zudem engagiert sich der 69-Jährige im Uhldinger Gemeinderat und ist seit 2011 Vorsitzender der Freien Wähler. (hk)